Mal eben Baguettes backen – ein Ding der Unmöglichkeit. Und das ist grundsätzlich auch gut so. Aber ein kleines bisschen zügiger als normalerweise, das ist schon machbar. Mit gewissen Abstrichen.
Sonntag hatte ich meine Sauerteige aufgefrischt. Aus den Resten hätte ich wie sonst leckere, knusprige Cräcker machen können. Oder aber – mit dem Weizen-Anstellgut – für das Frühstück am Montag frische Baguettes. Für die Vorbereitung hatte ich also einen halben Tag und die Nacht.
Ich fand ein Rezept, das mir halbwegs passend erschien. Demnach sollte der Sauerteig etwa 4 Stunden bei etwa 26° reifen, der Hauptteig dann etwa 3 Stunden bei Raumtemperatur und dann über Nacht in kalter Gare. Eigentlich 20 Stunden oder länger. Bis zu 48 Stunden oder so. Die Zeit hatte ich aber diesmal nicht.
Die Teigherstellung war problemlos. Das Rezept habe ich minimal abgewandelt. Für den Sauerteig habe ich Dinkel 630 verwendet. Im Hauptteig Hartweizenmehl (Semola) und statt WM 550 das 812er. Dass die Baguettes etwas rustikaler ausfallen würden, habe ich billigend in Kauf genommen.
Nach dem ungewohnt frühen Aufstehen wurde gleich der Ofen auf Temperatur gebracht. Dann habe ich den Teig aus der Gare geholt. Er hatte ordentlich an Volumen zugelegt, und die Bläschen an der Oberfläche sagten mir: schön aktiv. Das sah sehr gut aus.
Der Teig wurde gedrittelt, die Teiglinge durften etwas ruhen, und bei den Baguettes habe ich nicht lange gefackelt und keine gefinkelten Wickeltechniken angewendet. Ich habe die Stücke flach grob in Form gezogen, dann der Länge nach zur Mitte gefaltet, auf Länge gebracht und mit Schluss nach unten in die bemehlte Baguetteform verfrachtet. Unter einem Tuch durften die Rohlinge nun wieder ruhen. Von der Soll-Gare von 60 Minuten habe ich wieder etwas abgeknapst, dann mutig eingeschnitten, eingeschoben und mit Dampf angebacken.
Schon bald zeigte sich, dass die Baguettes ausreichend Trieb entwickelten. Das hatte also schon mal geklappt. Nach 25 Minuten waren die Brote schön knusprig und hatten die richtige Farbe.
Zeit, den Tisch zu decken und Kaffee zu kochen. Die Baguettes mundeten hervorragend. Sie waren wie erwartet in der Krume etwas dunkler als die »normalen«. Ich habe sie mit Ei, Rindersaftschinken und der gerade frisch selbstgemachten feinen Leberwurst verputzt. Nomnomnom!
Kann sein, dass sie bei weit längerer kalter Gare auch noch baguettetypischer und löchriger ausgefallen wären, aber es gab nix zu meckern. Schon gar nicht angesichts der eher knappen Vorbereitungszeit.
Kann man mal so machen. 😉
Baguette mit Livieto Madre
Mengen für 3–4 Laibe
Sauerteig
- 125 g Weizenmehl 550 (hier: Dinkel 630)
- 125 g Livieto Madre
- 65 g Wasser
Hauptteig
- Sauerteig
- 120 g Semola oder Weizengrieß
- 80 g Roggenmehl 997 (hier: 1150)
- 600 g Weizenmehl 550 (hier: 812)
- 20 g Salz
- 600 g Wasser
Zubereitung
- Die Zutaten für den Sauerteig in der Maschine verkneten und bei 26 bis 28° reifen lassen (Ofen mit eingeschalteter Beleuchtung).
- Den Hauptteig herstellen (6 bis 8 Minuten in der Maschine, Stufe I) und bei Raumtemperatur ca. 3 Stunden stehen lassen.
- In der leicht geölten Wanne für 12 Stunden (oder wesentlich länger, wenn Zeit) zur kalten Gare stellen. Bis zur Bettruhe zwei- bis dreimal dehnen und falten.
- Am Morgen den Teig teilen, 15 Minuten ruhen lassen, die Baguettes formen und 45 Minuten abgedeckt ruhen lassen. Ofen vorheizen nicht vergessen!
- Vor dem Einschießen mehrmals diagonal einschneiden, dann ab in den Ofen.
Backen | Anbacken bei 230 Grad für 10 Minuten. Dampf ablassen. Dann 15 Minuten fertig backen. |
Schwaden | ja – Nach 10 Minuten Dampf ablassen |
Zeitaufwand insg. | ca. 20 Stunden |
Zeitaufwand am Backtag | ca. 1,5 Stunden |