Heute war (der erste) Quittentag der Saison. Gestern wusste ich noch nicht mal, wie genau ich letztlich die Ernte verarbeiten wollte. Nur, dass es diesmal ohne Dampfentsafter oder Kochen gehen sollte.
Manchmal hilft ein bekanntes Kleinanzeigenportal. Dort fand ich am Nachmittag einen Entsafter einer bekannten holländischen Marke, wie neu und für den Spottpreis von 20 EUR. Und das auch noch im Nachbarkaff.
Auch wenn ich Bedenken hatte, dass so ein Entsafter die ausgesprochen harten Früchte schafft, dachte ich mir: Versuch macht kluch. Außerdem: Wenn es schiefgeht, ist der Verlust sehr überschaubar.
Also habe ich das Dingen heute abgeholt und gleich eingeweiht. Nach einer kurzen Grundreinigung – obwohl das Maschinchen tatsächlich gut in Schuss war – habe ich das erste Kilo Quitten durchgejagt. Alle abgeschrubbt, geviertelt und rein damit. Mit Schale, mit Kerngehäuse. Es ging wider Erwarten sehr gut.
Bei manchen Stücken wurde der Entsafter etwas lauter. Warum genau, ist mir nicht klar. Aber ein dezenter Druck auf den Stopfer machte ihm Beine. Das Wichtigste war: Er produzierte Saft. Reichlich.
Die Pulpe war schön trocken. Schade, dass wir keine Hühner haben. Die hätten sich darum gerissen. So wanderte der Trester diesmal auf den Kompost.[1]Doof eigentlich. Vielleicht zu Schnaps verarbeiten?
Der Saft war recht schaumig, und nachdem ich ihn in eine Flasche abgefüllt hatte, trennten sich der schöne, klare Saft und die reichlich enthaltenen Schwebstoffe nach kurzer Zeit. Also habe ich doch filtriert – was ich erst nicht vorhatte. Das braucht Geduld, aber es lohnt sich.
Kurz darauf habe ich dem Holländer noch etwa drei Kilo Quitten und ein paar wenige Äpfel zu fressen gegeben. Diesmal sogar nur abgeschrubbt, nicht zerkleinert. Ja, die passen tatsächlich durch die Füllöffnung. Ging mühelos. Und da der Tresterbehälter zwei Liter fasst, muss man auch bei größeren Mengen Obst oder Gemüse nicht allzu oft unterbrechen. Bei Quitten allerdings setzt sich das Edelstahlsieb schnell zu. Wahrscheinlich schneller als bei einem anderen Obst oder Gemüse. Wenn die Saftproduktion stocken sollte, das mal als erstes prüfen …
Die Reinigung war übrigens problemlos. Die entscheidenden Teile sind leicht zu zerlegen und mit Lappen und Bürste und Wasser zu säubern.
Was den Entsafter[2]Philips 1861 angeht, lautet mein vorläufiges Fazit: Gute Entscheidung. Selbst wenn er die Quittentortur nicht lange aushalten sollte – was ich aber gar nicht mal glaube – war die »Investition« richtig. Alle Alternativen zum Kaltpressen sind erheblich teurer und aufwändiger.
Warum eigentlich kalt pressen? Weil so viel mehr wichtige und gesunde Inhalts- und Geschmacksstoffe erhalten bleiben. Selbst wenn der Saft später, etwa für Gelee, doch noch erhitzt werden muss, entfällt immer noch eine Erhitzung. Und für meinen Quittenessig wäre Kochen sogar ein Hindernis. Auch für (aufgesetzten) Likör, wie ich ihn schon oft gemacht habe, eignet sich kalt gepresster Saft bestens.
Ein bisschen schade finde ich, dass es für meine schöne Schwedin – die Ankarsrum – keinen Entsaftervorsatz gibt. Völlig unverständlich eigentlich. Da gibt es doch sonst jeden Scheiß … Außerdem müsste ja nur der vorhandene Fleischwolf geringfügig modifiziert werden.
Aus den geschätzt vier bis fünf Kilo Apfelquitten habe ich gut zwei Liter Saft erzeugt. Nicht so schlecht, finde ich. Ein Teil davon wird zu Essig veredelt – die Mutter dafür habe ich ja die Tage schon angesetzt. Ein weiterer Teil wird zu Quittengelee transformiert, das sich, zum Beispiel, stets sehr gut in einem Salatdressing macht.
Und einen halben Liter habe ich noch heute nachmittag zu Quittensirup verarbeitet. Einfach auf kleiner Flamme etwas reduziert, Zucker dazu, nochmals eine Weile gemütlich reduziert, dann der Saft einer Zitrone dabei und ein bisschen von meinem Vanilleextrakt. Der Geschmack ist der Hammer. Unglaublich fruchtig und gehaltvoll. Wesentlich besser als heiß produzierter Saft. Und der ist schon bomfortionös.[3]Meine Frau hat schon wieder einen Korb voll Quitten gesammelt. Das sagt ja wohl alles. 🙂
Zum Niederknien. 😉