Gestern in einer Kochsendung hatte ich gesehen, wie jemand Schüttelbrot als Beilage anbot. Gelesen hatte ich davon schon. Das hat mich getriggert: Wolltest du doch immer schon mal machen! Gesagt, getan.
Die Mehle hatte ich alle da, selbstgemachtes Brotgewürz auch, ein Rezept gab’s bei Lutz. Also habe ich gleich am Abend den Sauerteig und den Vorteig für die Brotspezialität aus Südtirol angesetzt.
Viel Arbeit macht das Schüttelbrot nicht. Nach dem Frühstück heute war der Hauptteig schnell hergestellt. Mischen, reifen lassen, teilen, nochmals reifen lassen, dann schütteln und abbacken.
Den namengebenden Teil der Produktion dieses Knäckebrots hatte ich mir schwerer vorgestellt. Hier ging alles glatt. Der Teig hatte die richtige Teigausbeute, als Schüttelbrett kam einer meiner selbstgemachten Einschießer aus Sperrholz zum Einsatz. Der ist zwar rechteckig, aber das weiß der zu schüttelnde Teigling ja nicht. Das ging ganz gut, und schon bald zeigte sich die schüttelbrottypische Oberfläche.
Beim Backen habe ich mich für 230° mit Schwaden entschieden und 25 Minuten Backzeit angepeilt. 20 waren dann genug. Und nur die ersten beiden Fladen habe ich geschwadet. Sie entwickelten deutlich mehr Volumen als die beiden letzten ohne Dampf. Die zweite Fassung ist, glaube ich, eher wie gewollt.
Während der Siesta habe ich die vier Fladen noch bei 90° getrocknet und lasse sie jetzt noch ein, zwei Tage bei angelehnter Ofentür an der lippischen Luft trocknen. Dann sollten sie so sein, wie der Tiroler es wohl mag, wenn er noch alle Zähne hat: knüppelhart.[1]Nicht, dass das falsch rüberkommt. Ich mag Tirol. Ich war zweimal da. Einmal vor vielen Jahren zum Drachenfliegen beim Girstmair Bruno, einmal zum Motorradfahren mit dem Fennel Stephan.
Natürlich haben wir ein wenig verkostet. Geschmacklich ist es so gut, wie man es von Sauerteig, Roggenvollkorn- und etwas Dinkelmehl erwarten kann. Okay. Und es ist, obwohl noch nicht mal ganz durchgetrocknet, hart. Sehr hart. Ungefähr so hart wie das Leben in einem abgelegenen Teil des Pustertals. Mein Zahnarzt wird sich freuen.
Ich habe gelesen, dass der Tiroler sogar extra eine Vorrichtung hat, um das Brot mit einem Eisenmesser zu brechen, um es dann vor dem Verzehr einweichen zu können: die Brotgrammel (Grambel). Ich persönlich würde auch als Tiroler dann doch lieber öfter backen und nicht nur zwei- bis viermal im Jahr.
Aber gut, ich kann nun sagen: Ich habe auch mal Schüttelbrot gemacht. Vom Hocker gehauen hat es mich, ehrlich gesagt, nicht. Das dünne Knäckebrot, das ich so etwa alle zwei Wochen aus meinen Sauerteigresten mache, mundet mir besser. Meine Enkeltöchtern mögen es auch sehr gerne. Mal sehen, was die absolut unbestechliche Jury zu den Tiroler Fladen sagt.
Nicht immer entspricht das Ergebnis den im Netz geschürten Erwartungen. Aber das passt schon. Auch die Brotwelt ist halt bunt und vielfältig. Chacun à son gout.
Anmerkungen
↑1 | Nicht, dass das falsch rüberkommt. Ich mag Tirol. Ich war zweimal da. Einmal vor vielen Jahren zum Drachenfliegen beim Girstmair Bruno, einmal zum Motorradfahren mit dem Fennel Stephan. |
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