
Dieses Jahr stand der ganze Wall voller Mohn. Das sah schön aus. Und der Mohnsamen aus den vielen Kapseln sollte natürlich auch nicht einfach so verkommen. Was lag näher als einen Mohnstrudel zu backen? Heute war es soweit.

Doch vor das Backen haben die Götter das Mahlen gesetzt. Gut, dass wir eine kleine Handmühle besitzen. Allerdings fließen bei den aktuellen Temperaturen einige Schweißtropfen, bis die Mohnsamen gemahlen sind. Dafür geht es halt nicht frischer. In der Zwischenzeit reifte der Hefeteig. Nach dem Reiben der Zitronenschale und dem Auskratzen einer Vanilleschote duftete die Küche paradiesisch – ein Vorgeschmack auf den kommenden Kuchen.

Die Füllung war schnell gemacht und musste nur etwas abkühlen. Zeit den Hefeteig auszurollen. Mit Bäckerstärke auf der Arbeitsplatte und oben drauf sowie am Rollholz ging auch das fix und ohne große Kleberei.
Die Herausforderung kam, nach der Teig mit Butter eingestrichen und die Mohnfüllung darauf verteilt war. Das Aufrollen ging auch noch. Dann war die Rolle der Länge nach durchzuschneiden, was auch mit einem schmalen, mit Wasser benetzten Messer auch noch gelang. Da der Teig aber recht weich war, war das »Flechten« nicht ganz einfach. Aber immerhin noch einfacher, als den zu einem Kranz gelegten Zopf in die Rundform zu bugsieren. Aber mit zwei Teigschabern und beherzten Griffen gelang schließlich auch das. Natürlich fand ich nicht den Springformeinsatz mit dem Horn in der Mitte. Da habe ich mir mit einem Schälchen beholfen, das ich kopfüber in der Mitte platziert habe.
Der Rest war einfach.

Der Kuchen ging wunderbar auf, riss schön ein, so dass stellenweise die Mohnfüllung sichtbar wurde. Alles prima.
Für den Guss habe ich improvisiert. Wir hatten nicht mehr genug Puderzucker, was sich jedoch als unproblematisch erwies. Hinzu kamen selbstgemachtes Quittengelee (eigentlich nur Saft, der aber stark geliert ist, wie Quitten das so an sich haben), Zitronensaft und Rum. Leicht angedickt mit etwas Bäckerstärke. Ich hätte mich sofort reinlegen können. Ging aber nicht, da es ja den Kuchen veredeln sollte. Was dann auch geschah. Eine geniale Verbindung.

Der Kuchen war noch nicht kalt, da waren schon zwei Stückchen des saftig-lockeren Hefe-Mohn-Zopfs verzehrt. Der Rest wird auch nicht lange überleben. Und das Lob der besten Ehefrau von allen war der Lohn für die Mühe.
François Villon (1431−1464)
Im Sommer war das Gras so tief,
Daß jeder Wind daran vorüberlief.
Ich habe da dein Blut gespürt
Und wie es heiß zu mir herüberrann.
Du hast nur mein Gesicht berührt.
Da starb er einfach hin, der harte Mann,
Weils solche Liebe nicht mehr gibt…
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Im Feld den ganzen Sommer war
Der rote Mohn so rot nicht wie dein Haar.
Jetzt wird es abgemäht, das Gras,
Die bunten Blumen welken auch dahin.
Und wenn der rote Mohn so blaß
Geworden ist, dann hat es keinen Sinn,
Daß es noch weiße Wolken gibt…
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Du sagst, daß es bald Kinder gibt,
Wenn man sich in dein rotes Haar verliebt,
So rot wie Mohn, so weiß wie Schnee.
Im Herbst da kehren viele Kinder ein,
Warum solls auch bei uns nicht sein?
Du bleibst im Winter auch mein rotes Reh,
Und wenn es tausend schönere gibt…
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.